Philosoph Martin Scherer: Gibt es unzeitgemäße Ideale und Gefühle?
Deutschlandfunk Kultur
Martin Scherer
Takt
Über Nähe und Distanz im menschlichen Umgang
Allerorten wird der Verlust der Mitte beklagt. Auch in unseren Umgangsformen offenbart er sich: Moralismus auf der einen Seite, narzisstische Selbstentblößung und Verrohung auf der anderen. Vielleicht schlägt gerade jetzt die Stunde der lange gescholtenen »Sekundärtugenden«?
Das Taktgefühl ist eine von ihnen. Es gewährt mentalen Schutz, lässt uns dem anderen mit Verständnis begegnen, ohne dass wir seine Motive zwangsläufig nachvollziehen müssen. Obgleich es auf Konventionen beruht, ist es doch mehr Improvisation als Spiel nach Noten. Mit diesem Essay legt Martin Scherer eine Analyse des Taktgefühls vor. Es ist zugleich eine Hommage an die Höflichkeit und ein Lob der distanzierten Nächstenliebe. Denn nur Abstand und Ritual bieten Schutz vor Verletzung und vermögen jene hochaggressive Spezies namens Mensch zu kultivieren.
3. Auflage
Erschienen 19. August 2024
Martin Scherer
Hingabe
Versuch über die Verschwendung
Immer wieder hören wir heute, dass Leidenschaft, Eros und Intimität im Verschwinden begriffen seien und wir in völlig entromantisierten Zeiten lebten. Der Wunsch nach unverbindlichem Matching habe die Suche nach dem Glück im und mit dem Anderen verdrängt.
Martin Scherer lässt sich von solchen Befunden nicht beeindrucken. Stattdessen sucht er nach einem Gegengewicht zur Beliebigkeit unseres spätmodernen Zeitgeistes. Ein fast schon in Vergessenheit geratener Begriff, der für pure Anti-Ökonomie steht, soll ihn dabei leiten: Hingabe.
Im Zustand der Hingabe verwandelt der Mensch sich in einen Liebhaber, der sich in einem Anderen verliert, um sich zugleich im bedingungslosen Erleben zurückzugewinnen. Auch wenn wir hier meist vor allem an Erotik denken, lässt sich Hingabe als tätige Verschwendung von Aufmerksamkeit, Zeit und Energie auch anderswo finden. Kunst und Wissenschaft etwa, aber auch die Sammelleidenschaft sind Paradebeispiele dafür. Es bedarf nur dieser einen paradoxen Stärke: für etwas schwach werden zu können.
Erschienen 25. Januar 2021
Martin Scherer
Der Gentleman
Plädoyer für eine Lebenskunst
Was verbirgt sich eigentlich hinter dem Begriff »Gentleman«?
Auf keinen Fall ein Relikt aus vergangenen Zeiten, meint Martin Scherer und legt dies anhand von vielen Beispielen aus Literatur und Film sowie konkreten Anregungen und Tipps dar. Amüsant und anschaulich beschreibt er eine Haltung, in der sich Selbstbeherrschung und soziale Kultur aufs Angenehmste verdichten. Zugleich ist dieser Band Plädoyer für eine Lebenskunst, die vielleicht noch nie so plausibel war wie heute.
5. Auflage 2003
»Ein Standardwerk«
Süddeutsche Zeitung
© Martin Scherer 2024